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Inklusion

Die "Magic Box" wäre ein Segen für alle - Barrierefreiheit in der Finanzwelt und bei Veranstaltungen trägt zur Teilhabe aller Menschen bei

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Berlin, 27.10.2022

Wie könnte eine inklusivere Welt aussehen? Das war eine der Fragen, die sich 20 Athlet*innen von Special Olympics Deutschland (SOD) mit Expert*innen Ende September im "Hackathon für mehr Teilhabe" zum Thema Finanzbildung für alle gestellt haben. Zum Beispiel mit einer "Magic Box", war die Antwort, die jene Gruppe erarbeitet hat, die sich mit dem Thema Verträge auseinandersetzte. In die "Magic Box" würde der Vertrag einfach oben reingesteckt und unten käme ein Dokument heraus, das nicht nur verständlich für alle in Leichter Sprache gehalten ist, sondern auch Fallstricke und Stolpersteine benennt, die im Kleingedruckten oder hinter unverständlichen Ausdrücken versteckt sein können. Die "Magic Box" wäre ein Segen für alle, nicht nur für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung - das Kleingedruckte hat ja schon vielen Menschen Unbill bereitet.


Die Lösungsmöglichkeiten, die im Hackathon erarbeitet wurden, seien technisch nicht so weit von einer möglichen Umsetzung entfernt, sagt Jessica Viertel, die für SOD den Workshop begleitet hat. Diese Rückmeldung bekam sie auch von der Schufa Holding AG, Partner von SOD und Special Olympics World Games Berlin 2023, die den Hackathon als inklusive Ideenwerkstatt in Berlin veranstaltet hat. Und damit es nicht bei einem theoretischen Workshop bleibt, werden jetzt die Erkenntnisse aus dem Hackathon auch an Akteure der Finanzwelt weitergegeben. Ein Schritt, der dazu beitragen kann, dass sich in der realen Welt Dinge verändern können.


Ein Wunsch der SOD-Athlet*innen war nämlich, die Webseiten (nicht nur) der Banken barrierefreier vorzufinden, z. B. durch Erklärvideos, Leichte Sprache mit Vorlesefunktion und mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Solche angepassten digitalen Wege könnten beispielsweise mehr Menschen den Zugang zum Online-Banking ermöglichen. Oder sich in Sachen Kartenzahlung neu zu orientieren: Nicht jede*r Mensch mit geistiger oder mehrfacher Behinderung hat ein Bankkonto - auch an dieser Stelle könnte Vereinfachung mehr Menschen den Zugang ermöglichen. Zum Beispiel mit einer Karte, die mit Sensor bedient werden kann und eine Art Ampelanzeige beinhaltet: Rot würde darauf hinweisen, dass es besser ist, jetzt erst mal nichts mehr auszugeben; bei grün spricht nichts gegen fröhliches Einkaufen. Auch so eine Karte wäre wohl hilfreich für viele Menschen mit und ohne Behinderung.


Das sagt auch Linda Kübel von der Führungsakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), die die Ausbildung der Event-Inklusionsmanager*innen (EVI) des DOSB zum ersten Mal in der Qualifizierungsreihe Eventmanagement im Sport begleitet hat. "Barrierefreiheit ist ja in der Regel für alle gut", sagt sie, "aber man muss die Problemstellen erst mal erkennen." Deshalb hat Kübel mit den zwölf Event-Inklusionsmanager*innen auch eine Sportveranstaltung besucht und die Teilnehmenden gebeten zu beschreiben, was in Sachen Barrierefreiheit aus ihrer jeweiligen Sicht noch zu verbessern wäre. Dabei kamen Themen zur Sprache wie Beschilderung, oft problematisch für Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen, aber natürlich auch für Sehgeschädigte, das Ticketing oder auch die Webseiten mit den wichtigsten Informationen. Also vieles, was im Hackathon von Schufa und SOD auch behandelt worden war.


So ließ Fußballfan Dennis Behnke beim Hackathon Befürchtungen laut werden, dass der Besuch von Bundesligaspielen schwierig werden könnte, weil in manchen Stadien nur mit Karte oder mit dem Smartphone bezahlt werden könne, auch wenn man sich nur eine Bratwurst kaufen wolle. "Das funktioniert auch nicht immer gut mit dem Internet", ergänzte SOD-Athletensprecher Dennis Mellentin, der bei seinem Verein, Hertha BSC Berlin, auch die Möglichkeit vorfindet, bar zu bezahlen. Wie in manch anderen Stadien: Auch Clemens Schäfer, Fanbeauftragter für Menschen mit Behinderungen bei Eintracht Frankfurt, bestätigt, dass im Deutsche Bank Park im Frankfurter Stadtwald alles möglich ist: bezahlen mit der App, mit Karte oder bar. "Wir diskutieren so was mit den Fans", sagt Schäfer, "wir hören uns deren Wünsche an und versuchen, wo immer es geht, darauf einzugehen."


Auch Linda Kübel hat gute Erfahrungen gemacht. "Es ist sicher alles noch längst nicht optimal bei der Barrierefreiheit", sagt sie, "es ist für uns immer noch Neuland. Aber ich bin bisher bei Veranstaltungen immer auf offene Ohren gestoßen, wenn wir mit den Ideen der betroffenen Personen vorgesprochen haben." Der Wille zur Veränderung sei da, sobald eine konkrete Situation angesprochen werde. "Aber wir müssen auf diesem Gebiet alle noch lernen, und zwar von den Betroffenen selbst." So berichtet sie, dass eine Person mit einer Autismus-Störung wertvolle Impulse gegeben habe, die ihr einen Stadionbesuch erleichtern würden: Sie würde sich über einen akustischen Hinweis freuen, bevor etwa grelle Lichteffekte gepaart mit plötzlich einsetzender lauter Musik eine Show einläute - um sich gegebenenfalls nochmal zurückziehen zu können. Denn nicht alle Menschen können so ein Tamtam gut aushalten. Und so habe sie angeregt, dass ein Ruheraum im Stadion Abhilfe schaffen könnte. Auch das ist nicht weit von einer möglichen Umsetzung entfernt - Linda Kübel weiß, dass es den beispielsweise bei Arminia Bielefeld bereits gibt.


Das A und O bei vielen anderen Situationen ist die Sprache. Beschilderungen, Flyer, Programme oder Webseiten im Internet wären durch eine Kombination von Texten in Leichter Sprache, möglichst mit Vorlesefunktion, und Piktogrammen für alle zugänglich und könnten Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung dabei unterstützen, selbstständig zu agieren. Und somit eben gleichberechtigt am Leben teilhaben zu können.


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