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Sportradio Deutschland / Ex-Sprinter Marcel Wüst: "Würden Geschke endlich mal rasieren"

Über das Bergtrikot von Simon Geschke: "Illusion stirbt zuletzt" - Über den Ausgang der Tour: "Vingegaard gewinnt" -Über das Duell an der Spitze: "Man kann die Tour in vier Minuten verlieren"

Leipzig, 18.07.2022

  • Zu den Qualen in den Bergen vor dem Finale: "Friedhof auf Rädern"
  • Über den früheren Toursieger Jan Ullrich: "Von Gott gesegnet"

 

Der frühere Radsprinter Marcel Wüst trug einst selbst vier Tage lang das gepunktete Bergtrikot bei der Tour de France. Der Kölner drückt nun Simon Geschke die Daumen, der ihn als Rekordhalter abgelöst und sogar die Chance hat, das beliebte Trikot bis nach Paris zu tragen. Im exklusiven Interview mit Sportradio Deutschland spricht der 54-Jährige über die aktuelle Tour, die Leiden und den einzigen deutschen Sieger: Jan Ullrich.


Das Interview in voller Länge steht auf der Website unter www.sportradio-deutschland.de zur Verfügung. Die wichtigsten Aussagen von Marcel Wüst im Folgenden:

 

... über das Bergtrikot von Simon Geschke: "Das ist ein cooles Trikot, das hat bei den Fans doppelt so viel Präsenz wie alle anderen Trikots zusammen. ‚Simoni‘ muss jetzt jeden Tag beißen und kämpfen, mit in der Spitzengruppe sein. Die Illusion stirbt zuletzt, dass er es vielleicht bis Paris tragen kann. Das hat es ja in Deutschland noch nicht gegeben. Ich würde Simon fast eine Wette anbieten - wenn er in Paris das Bergtrikot hätte, dann würden wir ihn endlich mal rasieren."

... über den Ausgang der Tour: "Müsste ich jetzt Haus und Hof wetten, dann würde ich sagen, Jonas Vingegaard gewinnt mit ein bisschen weniger als einer Minute Vorsprung. Er ist noch ein junger, aber schon sehr erfahrener Fahrer, der auch ohne Primoz Roglic eine starke Mannschaft hat."

... über das Duell an der Spitze: "Vingegaard kann sich jetzt auf einen Fahrer konzentrieren, der heißt Tadej Pogacar. Und der heißt auch nur deswegen Pogacar, weil dieser auf der einen Etappe den einzigen schlechten Tag in seiner mir bekannten Radsportgeschichte hatte. Pogacar wird nun alles dafür tun, dass er Vingegaard so fordern kann, wie Jumbo-Visma ihn gefordert hat, um ihm vielleicht dann bei der letzten Bergankunft nochmal ein paar Minuten abzunehmen. Wenn Vingegaard aber mit mehr als einer Minute Vorsprung ins Zeitfahren am vorletzten Tag geht, wird es für Pogacar schon extrem schwierig. So leid es mir für Pogacar auch tut, man kann eine Tour auch in vier Minuten verlieren, wenn man die restlichen Kilometer der beste Fahrer ist."

... zu den Qualen in den Bergen vor dem Finale: "In der letzten Tourwoche ist das eigentlich kein Fahrerfeld mehr, sondern ein Friedhof auf Rädern. Dann geht das nur noch über die kleinen Reste physischer Stärke und ganz viel über den Kopf."

... über den früheren Toursieger Jan Ullrich: "Meines Erachtens ist Jan Ulrich das menschliche Wesen, das vom lieben Gott mit den allergrößten physischen Voraussetzungen für den Radsport gesegnet wurde. Mehr als Eddy Merckx, Miguel Indurain, mehr als alle. Aber bei Jan fehlten dann halt zwei, drei andere Dinge. Er war halt ein bisschen sorglos, bei der Ernährung, dem Trainingsfleiß."

 

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