Berlin, 23.06.2022
Hanns-Braun-Stadion im Berliner Olympia Park. Die Fünfkämpfer haben gerade den 800-Meter- Lauf auf der blauen Bahn beendet.
Im Innenraum macht sich ein junger Athlet für seinen letzten Versuch im Weitwurf bereit. Er positioniert sich hinter der weißen Linie, hoch konzentriert, wirft den Softball und schaut dem Wurf nach. Die Kampfrichterin beobachtet ihn aufmerksam. Ihre weiße Fahne schon bereit, geht sie auf ihn zu, zeigt kurz auf die weiße Abwurflinie und bedeutet ihm freundlich, dass er unbedingt nach hinten raus gehen soll. Er hört aufmerksam zu, verlässt den Abwurfbereich korrekt, und die Kampfrichterin reißt die weiße Fahne hoch. Gültiger Versuch.
Es ist schon etwas Besonderes, bei den Special Olympics Nationale Spiele Berlin 2022 als Kampfoder Schiedsrichter*in zu wirken – ob auf dem Fußballplatz, in der Halle oder im Hanns-Braun-Stadion. „Vor allem ist es sehr, sehr schön“, sagte Annette Flegel, Kampfrichterin im Berliner Leichtathletik- Verband und bei den Nationalen Spielen Berlin 2022 in dieser Woche ehrenamtlich tätig. „Mich zieht das Stadion an als wäre es ein Magnet. Hier herrscht so ein positiver Wettkampf-Geist.“ Sie hat in diesen Tagen beobachtet, dass sich alle riesig freuen, wenn einem Konkurrenten zum Beispiel ein Sprung über die Hochsprunglatte gelingt. „Das hat man in einem Wettkampf der Fachverbände eher nicht.“
Bei anderen Meisterschaften ist der kleine Hinweis vom Weitwurf unüblich, jetzt unbedingt und ohne die weiße Linie zu berühren, nach hinten rauszugehen. „Es ist nicht unser Ziel, die Leute aus dem Wettbewerb zu nehmen“, sagt Annette Flegel. Augenmaß in der Auslegung – das betont auch Tom Hauthal, Direktor Sport und Bildung bei Special Olympics Deutschland. Natürlich gelten die Regeln, deren Lesart beschreibt Hauthal am Beispiel Einwurf im Fußball: „Bei schwächeren Gruppen sollt eben nicht jeder falsche Einwurf geahndet werden, bei stärkeren Gruppen kann es dann schon etwas strenger sein.“
Die „Technischen Offiziellen“, wie sie bei den Nationalen Spielen genannt werden, bekommen vor ihrem Einsatz eine Schulung. Sie besteht aus einer generellen Einführung in die Thematik Special Olympics und der sportartspezifischen Besonderheit. Sportartspezifisch ist die Arbeit zwar nicht grundlegend anders als in den Fachverbänden, Special Olympics Wettbewerbe werden grundsätzlich nach den offiziellen Regeln durchgeführt –allerdings in vielen Sportarten mit einzelnen Anpassungen. Beispiel Absprungzone im Weitsprung: Sie ist größer als das übliche Brett.
Ein Knackpunkt ist jedoch, ausreichend Schiedsrichter*innen für eine Veranstaltung wie den Nationalen Spielen Berlin 2022 zu finden. Immerhin sind rund 280 plus 65 Spielebeobachter*innen im Einsatz. Der Mangel an Freiwilligen, die sich für die Tätigkeit als Schiedsrichter*in begeistern, zeigt sich natürlich auch bei Special Olympics. Für diese Woche in Berlin wurden in erster Linie Unparteiische aus den regionalen Fachverbänden aus Berlin und Brandenburg angefragt – und viele haben, wie Annette Flegel, gleich zugesagt.
Um sich aber für die Zukunft noch besser aufzustellen, legt Special Olympics derzeit einen Schwerpunkt darauf, ehemalige oder aktive Athlet*innen als Schiedsrichter-Assistent*innen auszubilden. Zwei Fliegen werden so mit einer Klappe geschlagen: Die Lage der Schiedsrichter*innen wird besser, und die Athlet*innen werden auch auf diesem Gebiet noch stärker eingebunden – was im Übrigen sinnvoll ist, denn sie sind es ja, die Special Olympics am allerbesten kennen.
Einige der Schiedsrichter-Assistent*innen sind schon im Einsatz: fünf als Linienrichter*innen im Badminton und zwei Tandems, bestehend aus jeweils einem Menschen mit und ohne geistige Behinderung, im Handball. Auf eine Besonderheit wird natürlich auch in der Schulung hingewiesen. Es kann durchaus vorkommen, dass die Freude die Athlet*innen überkommt und sie freudestrahlend auch die Unparteiischen umarmen. Ein gelungener Versuch, das Überqueren der Ziellinie oder auc heinfach nur so – immerhin sind Special Olympics weit mehr als ein Sportfest. Beschimpfungen der Schiedsrichter*innen sind hingegen selten. „Bei uns wird nicht beschimpft, sondern gedrückt“, fasst es Tom Hauthal zusammen. Und das müssen angehende Schiedsrichter*innen wissen.
Mehr zu den Disziplinen und das jeweilige Regelwerk unter https://www.berlin2022.org/de/sport
Weitere Informationen: https://www.berlin2022.org/
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