Oliver Kahn: „Wäre bei diesen Unterstellungen vorsichtig“ - Terzic nach Niederlage: „Sind enttäuscht und wütend“ - Müller zum Trainerwechsel: „Wer es verstehen will, der versteht es, wer nicht, der nicht“ - Matthäus kritisiert Bayern: „Wenn man direkten Kontakt will, findet man diesen“
Unterföhring, 01.04.2023
Die wichtigsten Stimmen zum tipico Topspiel des 26. Spieltages der Fußball-Bundesliga zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund (4:2) bei Sky.
Thomas Müller (Doppeltorschütze und Kapitän FC Bayern München) ...
... zu seinem 25. Doppelpack in der Bundesliga: „Ich habe einige Statistiken von mir auf Lager, aber das hatte ich nicht auf dem Plan. Es waren Stürmertore, bei denen man da sein muss. Es war zweimal gut reagiert und gut gemacht. Wir hatten viele Torchancen und es gibt noch Luft nach oben. Wir sind aber sehr froh, dass wir die Wichtigkeit dieses Spiels gesehen haben. Wenn du in diesem Spiel zur Halbzeit 3:0 führst, gibt es dir ein gutes Gefühl.“
... zur Frage, wo es noch Luft nach oben gibt: „Wir hatten viele einfache Ballverluste. Das andere ist die Chancenverwertung. Wir müssen mindestens drei, vielleicht sogar vier Tore mehr machen. Dennoch waren wir enorm fleißig und sind viel gelaufen, aber wir haben uns das Leben im Ballbesitz über Phasen selbst schwergemacht. Da können wir es noch viel einfacher halten.“
... zur Arbeit unter Thomas Tuchel: „Er hat versucht seine Positionierungen einzuschleifen. Es war ein bisschen verändert, aber grundsätzlich liegt es daran, dass wir den Biss und die Zweikampstärke hatten. Man kann sagen, dass wir den Dortmundern durch die Kaltschnäuzigkeit den Schneid abgekauft haben. Der Trainer hat uns viel Sicherheit gegeben.“
... zur Frage, ob er den Trainerwechsel verstehen kann: „Selbst, wenn ich dazu eine Meinung hätte, würde ich sie hier nicht breittreten. Die Entscheidung wurde vom Verein getroffen und begründet. Wer es verstehen will, der versteht es, wer nicht, der nicht. Wir Spieler müssen nach vorne schauen und die Situation annehmen. Grundsätzlich müssen wir Spieler uns bei einem Trainerwechsel an die eigene Nase packen, weil es heißt, dass wir nicht die Leistung auf den Platz gebracht haben, die von uns erwartet wird.“
Joshua Kimmich (FC Bayern München) ...
... zum Spiel: „Wir hatten einen sehr nervösen Beginn und man hat gemerkt, dass viel auf dem Spiel steht. Verlieren wir das Spiel, ist die Meisterschaft wahrscheinlich vorentschieden. Dementsprechend haben wir gemerkt, dass es heute wichtig ist. Wir gehen glücklich in Führung und es war nicht so, dass wir das Spiel 90 Minuten kontrolliert haben. Es war schon wild. Trotzdem hatten wir Torchancen für acht oder neun Tore.“
... zur Arbeit unter Thomas Tuchel: „Wir haben generell ein anderes System gespielt. Man fokussiert sich auf ein paar Punkte und das hat er ganz gut gemacht. Er hat ein System gesucht, dass zu unseren Stärken passt, das hat man heute gut gesehen. Trotzdem brauchen wir noch ein wenig Zeit und werden uns noch verbessern.“
... zur Entlassung von Julian Nagelsmann: „Es tut einem Leid und auf der anderen Seite tragen wir Spieler die Hauptverantwortung dafür, dass ein Trainer entlassen wird. Ich bin in meiner achten Saison bei den Bayern und habe den siebten Trainer. Das spricht nicht unbedingt für einen Spieler, wenn man den Trainer austauschen muss.“
Thomas Tuchel (Trainer FC Bayern München) ...
... zu seinem neuen Job: „Bayern gehört in der Reihe mit PSG und Chelsea zu den Klubs in Europa, die immer um Titel spielen können. Das ist die große Herausforderung. Jetzt bin ich in Deutschland und da muss ich mich erst wieder reinfinden, aber es war ein guter erster Schritt.“
... zum Spiel: „Für mich war das Spiel ein bisschen zu offen und zu wild. Wir wollen mehr Dominanz in der gegnerischen Hälfte haben. Wir haben sehr nervös begonnen. Die gute Sache ist, dass wir gesehen haben, dass jeder machen wollte, was wir ausgemacht hatten. In der zweiten Halbzeit war es zu schlampig, was es mit zu vielen einfachen Ballverlusten eigentlich das ganze Spiel über war. Das hat das Spiel für uns sehr intensiv gemacht. Unser Wille gegen den Ball zu arbeiten war extrem hoch. Es gab ganz viele positive Sachen, aber gleichzeitig auch noch richtig viel Luft nach oben.“
... zur Bedeutung des Sieges: „Es war jedem bewusst, was auf dem Spiel stand. Ein Trainerwechsel bringt immer Unruhe, aber der Wille Dinge umzusetzen und zu leiden, wenn es nicht klappt, war zu 100 Prozent da und das ist das Wichtigste. Wenn wir ruhig und klar gespielt haben, haben wir uns hochkarätige Chancen herausgespielt, die wir liegen gelassen haben. Dann haben wir ein Tor geschenkt bekommen und aus den Chancen Tore gemacht, die gar nicht so klar waren. Es ist ein wenig schwierig zu analysieren, aber mit dem Sieg ist es ein sehr guter Start.“
... zu seiner Entscheidung für die Bayern: „Die Lust und der Reiz an der Aufgabe haben dem überwogen, was alles schiefgehen kann. Manchmal ist es gut, wenn man nicht so lange Zeit hat über Dinge nachzudenken. Dazu gab es die persönliche Situation nah an meiner Familie und meinen Kindern zu sein. Auch die Mannschaft war ein riesengroßes Argument. Ich glaube an das Talent und die Wucht, die wir hier entwickeln können.“
... zu den Gesprächen mit den Bayern: „Ich war am Anfang ganz ehrlich überrascht, dass es um einen sofortigen Job geht. Ich dachte, dass wir vielleicht ein Sondierungsgespräch führen, ob ich schon irgendwo für den Sommer zugesagt habe. Die Bosse waren dann sehr klar, in dem, was sie wollten. Es war direkt klar, dass es um sofort geht. Deshalb gab es für mich kein taktieren und keinen Plan B. Es gab einige Anfragen und es war der Plan, im Sommer weiterzumachen. Ich bin davon ausgegangen im Ausland weiterzumachen, aber wie so oft schlägt das Leben zu, während du Pläne machst.“
Oliver Kahn (Vorstandsvorsitzender FC Bayern München) ...
... zu Thomas Tuchel (vor dem Spiel): „Ich habe die Diskussion, die geführt wird, auch mitbekommen. Der Trainer soll irgendwie schwierig sein. Ich kenne auch aus meiner aktiven Zeit sicherlich viele Trainer. Jeder Trainer hat bestimmte Eigenheiten und das ist ganz normal. Ich habe ihn von der ersten Minute an extrem offen kennengelernt. Ich habe einen sehr offenen und angenehmen Menschen erlebt.“
... zur Entlassung von Julian Nagelsmann (vor dem Spiel): „Wie es dann gelaufen ist, war eine Katastrophe. Das war nicht gut und ich glaube, dass wir oft genug dazu Stellung genommen haben, dass das sicherlich keiner vom FC Bayern gewesen ist. Es macht auch wenig Sinn, eine solche Information irgendwo zu leaken. Wir schießen uns ja nicht selbst in den Fuß. Es war von Anfang an klar, dass Julian der Erste ist, der es erfahren soll. Es gab keinen Kontakt zu irgendwelchen Medien. Natürlich war es dann eine zerfahrene und sehr schwierige Situation. Mir war es sehr wichtig, dass Julian, der zu diesem Zeitpunkt unglücklicherweise noch Urlaub gemacht hat, an die Säbener Straße kommt. Wir haben dann mit ihm gesprochen und ihm die Gründe genannt, warum wir ihn freigestellt haben.“
... zur Frage von Lothar Matthäus (vor dem Spiel): „Nein, das ist nicht richtig. Wir haben auch im Vorfeld noch mit Julian Nagelsmann gesprochen und ihn gebeten, er solle bitte an die Säbener Straße kommen. Das war schwierig und für ihn nicht möglich. Bevor es eine Zusage gab, gab es Kontakt mit Julian. Wir wollten vorher mit ihm sprechen.“
... zur Frage, warum man Julian Nagelsmann die Entlassung nicht direkt mitgeteilt habe (vor dem Spiel): „Sie möchten doch nicht einem Trainer, der zu diesem Zeitpunkt nicht in München war, über das Telefon sagen, dass sie sich von ihm trennen. Das ist nicht mein Stil und das ist nicht der Stil des FC Bayern München. Eins möchte ich euch, die ihr hier immer steht und den Verein bezeichnet er hätte kein Stil und wo ist das ‚Mia San Mia“ geblieben, sagen. Da möchte ich mal dich fragen Lothar. Was meinst du denn eigentlich mit ‚Mia San Mia‘, wenn du uns immer unterstellst, dass es das nicht mehr gibt. Ich frage mich, was genau du damit meinst. Du setzt es einfach irgendwo in die Landschaft und dann kann sich jeder aussuchen, was das zu bedeuten hat.“
... zu den Aussagen von Lothar Matthäus (vor dem Spiel): „Es ist doch kein Argument, dass du Leute kennst. Ich weiß nicht, ob es anders geworden ist. Vielleicht leidet der ein oder andere hier an Erinnerungsverzerrung. Auch zu unserer Zeit, du kannst dich wahrscheinlich noch erinnern, gab es Entscheidungen, die nicht einfach waren. Es gibt Entscheidungen, und das ist das Wichtige, die für den Erfolg des Vereins getroffen werden müssen. Das ist nicht immer populär und ich glaube wir haben es sehr gut begründet. Wir stehen heute hier und stehen einen Punkt hinter Borussia Dortmund. Wir hatten mal neun Punkte Vorsprung. Das ist nur ein kleines Argument, aber natürlich haben wir uns noch viel mehr solcher Sachen angeschaut. Aber immer diese Unterstellungen, wir würden den Stil nicht wahren, da wäre ich vorsichtig.“
... zur Frage, ob man wisse, wer die Entlassung geleakt hat (vor dem Spiel): „Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel und es macht wenig Sinn, sich darauf einzulassen, wer jetzt zum Schluss diesen Leak tatsächlich verursacht hat.“
Marco Reus (Kapitän Borussia Dortmund) ...
... zu Gregor Kobel: „Er hat uns in dieser Saison schon so viele Spiele gewonnen und so viele tolle Paraden gezeigt. Es ist bitter in der Situation, da wir gut reingekommen sind.“
... zum Spiel: „Man muss das erste Tor erstmal sacken lassen und dann bekommt man durch eine Standardsituation das zweite Tor. Jeder weiß, dass Thomas Müller unglaublich clever ist und sich gut bewegt. Dann ist es hier nochmal schwerer zurückzukommen. Alles, was ich sage, bringt nichts, wir haben 4:2 verloren und sind wieder zwei Punkte hintendran. Am Ende lügt das Ergebnis nicht und wir haben verdient verloren.“
... zur Frage, was Edin Terzic in der Kabine gesagt habe: „Das es scheiße war, wie wir uns in vielen Situationen verhalten haben. Wir sind unheimlich oft in Konter gelaufen, was eigentlich total untypisch ist. Die Bayern haben es dann gut ausgespielt und hätten in der ein oder anderen Situation noch mehr Tore schießen können. Es war kein guter Abend für uns.“
... zur Frage, was man besser machen muss: „Wir sind alle nur Menschen und es geht nicht spurlos an uns vorbei, wenn du hier unglücklich 1:0 hinten liegst. Man hat dann nicht das große Selbstvertrauen, aber wir haben uns nicht aufgegeben. Das steht außer Frage und muss auch so sein. Es ist schwierig hier zu bestehen. Es kamen viele Dinge zusammen, die wir nicht wollten.“
Gregor Kobel (Torhüter Borussia Dortmund) ...
... zu seinem Fehler: „Ich habe keine Ahnung, wie der Ball da durchgerutscht ist. Es ist eine schöne scheiße gewesen. Ich bin jetzt zweimal nach einer Schulterverletzung zurückgekommen und habe gleich danach zwei relativ große Fehler gemacht. Da muss ich gucken, dass ich es besser machen. Ich würde es aber nicht auf mangelnde Spielpraxis schieben. Man kann immer ein gutes Spiel machen, egal ob man die ganze Zeit im Tor spielt, oder nicht. Es gibt einfach scheiß Tage und heute war so einer.“
... zur Reaktion nach dem ersten Treffer: „Nach dem Gegentor hatten wir einen Knick in unserem Spiel. Wir wurden heute ziemlich krass ausgekontert. Sie hatten viele Bälle in die Tiefe und hatten viele Chancen. Sie hätten definitiv noch mehr Tore schießen können. Ich bin immer ein Fan davon einen solchen Fehler einzugestehen und das muss ich heute machen. Ich habe meiner Mannschaft heute leider nicht weiterhelfen können.“
Edin Terzic (Trainer Borussia Dortmund) ...
... zu Gregor Kobel: „Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Mann der Grund ist, weshalb wir hier als Tabellenführer angereist sind. Wir machen Fehler und wir wissen, dass wir uns auf ihn sehr häufig verlassen konnten. Das werden wir auch in Zukunft tun. Ihm tut es leid, aber mir ist wichtig, dass wir es richtig einordnen. Er ist der Grund, weshalb wir Tabellenführer waren.“
... zum Spiel: „Es ist albern, wenn ich jetzt sage, dass wir ordentlich ins Spiel gefunden haben. Wir haben zu lange gebraucht, um auf die Rückschläge zu reagieren und das ganze abzuschütteln. Dann stand es nach 22 Minuten 3:0. Wir haben in der zweiten Halbzeit trotzdem versucht ein paar Sachen anzupassen, aber heute ist es so, wie es ist. Wir müssen sehr enttäuscht in den Flieger steigen und das tut weh. Aber auch nach diesem Spiel geht es darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Morgen gucken wir auf die Tabelle und sehen, dass es nur zwei Punkte sind, aber das ist morgen. Heute sind wir enttäuscht und wütend.“
Sky Experte Lothar Matthäus …
... zu den Bayern unter Tuchel: „Man hat gemerkt, dass er sehr viel Wert auf die Defensive gelegt hat. Sie standen kompakt und er hat häufig korrigiert. Thomas Müller war der Taktgeber und über die Außen gab es die Geschwindigkeit. Zudem haben die Außen mit nach hinten gearbeitet. So kann das, was sich der FC Bayern unter Thomas Tuchel vorstellt, funktionieren.“
... zur Vorgehensweise bei der Entlassung von Nagelsmann: „Der Urlaubsort ist 75 Minuten von München entfernt, ich kenne diesen Ort. Wenn man einen direkten Kontakt suchen will, dann findet man einen direkten Kontakt. Er war nicht auf den Malediven oder in Miami. Er war im Zillertal und das ist 150km von München entfernt. Das eignet sich sehr gut für einen Tagesausflug aus München.“
... zu der Differenz der Aussagen von Oliver Kahn und dem Management von Nagelsmann: „Zu Oliver Kahn will ich mich nicht mehr äußern. Wenn es der Zeitpunkt erlaubt, kann man persönlich miteinander sprechen. Das es unterschiedliche Ansichten gibt, ist völlig normal. Er sieht es aus der Vereinsseite, ich bin immer ein ehrlicher und offener Mensch, der ungerechte Dinge wegsteckt. Er hat seine Antwort gegeben und wir sehen die Nachricht vom Management von Nagelsmann. Das sagt vieles aus.“
... zu den Aussagen von Oliver Kahn bezüglich der Entlassung von Julian Nagelsmann (vor dem Spiel): „Zuerst habt ihr mit Thomas Tuchel gesprochen, man hat sich das Ja-Wort geholt und dann hat man entschieden Julian Nagelsmann zu entlassen. So interpretiere ich deine Aussagen, ist das richtig?“
... zu den Aussagen von Oliver Kahn bezüglich des ‚Mia San Mia‘ (vor dem Spiel): „Oliver ich mache hier keinen Privatkrieg gegen dich. Du kannst mich jederzeit anrufen. Ich kenne auch viele Leute beim FC Bayern, mit denen sitzt du an einem Tisch und ich kenne Leute beim FC Bayern, die du gar nicht kennst. Ich unterhalte mich mit denen. Ich habe nicht gesagt, dass es schlechter geworden ist. Ich habe gesagt, dass es anders geworden ist.“
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