Berlin / Wiesbaden, 14.12.2022
Über eins sind sich in Wiesbaden alle Beteiligten einig: Die besondere Aufgabe des Gastgeber-Programms (Host Town Program) im Rahmen der Special Olympics World Games Berlin 2023 heißt, nicht mit dem 25. Juni 2023 damit abzuschließen, sondern alle Erkenntnisse, Errungenschaften und Anstrengungen dauerhaft in der Stadtgesellschaft zu etablieren. Der 25. Juni ist der Abschlusstag der Weltspiele und damit auch das offizielle Ende des Gastgeber-Programms für 216 ausgewählte Kommunen aus allen Regionen Deutschlands, die in den vier Tagen vor den Spielen im kommenden Jahr die Athlet*innen mit geistiger und mehrfacher Behinderung aus aller Welt zu Gast haben.
Eine der Gastgeber-Städte ist die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden, die vom 12 bis 15. Juni die Delegation aus Indonesien beherbergen darf. In Wiesbaden wird das Programm als herausragende Chance angesehen, alle Kräfte in Sachen Inklusion in der Stadt zu bündeln und damit die Möglichkeiten der Teilhabe aller Menschen am Leben dauerhaft zu verbessern.
Getragen werden diese Anstrengungen in Wiesbaden von ganz oben: „Wir hoffen, den Inklusionsgedanken nachhaltig in unserer Stadtgesellschaft zu verankern, daher hat es mich persönlich sehr gefreut, dass Wiesbaden als Host Town ausgewählt wurde. Das Thema Inklusion und die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen ist mir als Oberbürgermeister ein wichtiges Anliegen. Wir freuen uns, im Sommer 2023 eine Delegation aus Indonesien willkommen zu heißen. Ich bin sehr dankbar, dass viele Akteure, Organisationen und Engagierte das Host Town Program in unserer Stadt unterstützen. Die Veranstaltungen und Begegnungsmöglichkeiten, die wir derzeit zusammen planen, sollen auch bewusst die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger miteinbeziehen“, sagt Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende.
Genau dafür plant Wiesbaden unter anderem ein Rahmenprogramm, das mit einem Inklusionstag am 3. Juni schon frühzeitig die Bürger*innen einstimmen soll. „Wir wollen das Thema sichtbar machen“, sagt Andrea Hausy von der Stabsstelle Engagement. „Wir möchten Menschen mit und ohne Behinderungen neugierig machen, sie informieren und so hoffentlich auch noch ein paar Vorurteile abbauen“, ergänzt Carl-Michael Baum, der Leiter des Bürgerreferats. Deshalb soll an diesem Tag auf dem Schlossplatz mit pfiffigen und spritzigen Programmpunkten Inklusion gefeiert werden, zum Beispiel mit einem inklusiven Musikevent, so viel sei schon einmal verraten, auch wenn die Planungen dafür noch am Anfang stehen.
Darüber hinaus sollen Organisationen, Institutionen und Vertretungen mit Infoständen das Thema bekannter machen und so Berührungsängste abbauen helfen. Auch die Stadtverwaltung ist beteiligt mit Workshops und Podiumsdiskussionen und mit einer inklusiven Ausstellung, die im Studiengang Media und Design der Wiesbadener Hochschule Rhein-Main im jetzigen Semester konzipiert und umgesetzt wird. Wichtige Anstöße holten sich die Studierenden bereits im Historischen Museum Frankfurt, in dem das Thema Barrierefreiheit einen breiten Raum einnimmt. Natürlich ist auch dabei Leichte Sprache ein Grundelement, um nicht über die Menschen mit mehrfacher und geistiger Beeinträchtigung zu sprechen, sondern mit ihnen.
Das ist auch die Grundregel der Verantwortlichen im Wiesbadener Rathaus. Mit der Delegation aus Indonesien gab es deshalb bereits erste Kontakte. Derzeit wartet man auf Rückmeldung, um zu erfahren, was die Gäste in den vier Tagen vor den Spielen brauchen, erhoffen und erwarten. Die Stadt will sie in der unmittelbaren Vorbereitung auf die Spiele auch nicht überfordern mit einem zu reichhaltigen Begleitprogramm. Gesetzt ist deshalb neben dem Inklusionsfest derzeit nur noch ein Abendempfang, alles andere wird mit der Delegation noch besprochen. Dafür stehen bereits die Rahmenbedingungen für den Aufenthalt fest. Das indonesische Team wird im barrierefreien Sporthotel des Deutschen Schützenbundes untergebracht und hat somit nicht nur gute Trainingsmöglichkeiten vor Ort, sondern auch einen geschützten Raum für die direkte Wettkampfvorbereitung. Schließlich ist das Gastgeber-Programm aus der Idee entstanden, den Teilnehmenden an den Weltspielen nach langer Reise eine Anpassung und Akklimatisierung zu ermöglichen. Mittlerweile ist das Programm aber noch viel mehr: Es soll nicht nur helfen, Special Olympics im ganzen Land bekannt zu machen, sondern auch die Inklusion in den Kommunen dauerhaft voranzubringen.
In Wiesbaden haben die Programm-Verantwortlichen schnell festgestellt, dass die Stadt bereits viel macht für die Inklusion, aber unabhängig voneinander in den verschiedensten Ämtern und Institutionen, obwohl es doch um ein gemeinsames Thema geht. Durch das Gastgeber-Programm wird nun in regelmäßigen Treffen alles zusammengeführt, was an Inklusions-Arbeit bereits geleistet und in Zukunft noch ausgebaut werden wird. Dabei haben die Verantwortlichen ausgesprochen gute Erfahrungen gemacht: „Der Zuspruch ist gewaltig“, sagt Andrea Hausy, „es gibt niemanden, den wir überzeugen müssen, alle sind aufgeschlossen und wollen mitmachen.“ Das fängt bei den verschiedenen Dezernaten an, geht über Hilfsorganisationen, Hochschulen, Kirchen, Sportkreis und Sportvereine bis hin zu den Sponsoren, die nicht nur finanziell unterstützen, sondern sich auch inhaltlich einbringen und zum Teil auch Ihre Mitarbeitenden für ehrenamtliche Aufgaben zur Verfügung stellen wollen.
So wird ein Projekt „Inklusives Ehrenamt“ aufgelegt, in dem sich, ganz nach dem Grundsatz der Teilhabe, Menschen mit Behinderungen selbst engagieren, zum Beispiel auch als Übungsleiter*innen. Die Wiesbadener Fresenius Hochschule für Management und Wirtschaft hat im laufenden Wintersemester das Projekt „Inklusive Sportpaten“ entwickelt, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe gemeinsam Sport treiben. Darüber hinaus unterstützen und begleiten die Sportpaten zum Beispiel auch beim Gang in einen Verein, informieren, wo welche Sportmöglichkeiten bestehen, und
helfen so, Hürden abzubauen. Gerade für Special Olympics ist es ein großes Anliegen, langfristig mehr inklusive Sportangebote für Menschen mit geistigen und mehrfachen Beeinträchtigungen zu schaffen.
Umso erfreuter sind die Wiesbadener Verantwortlichen, dass auch die Hochschule dieses Engagement dauerhaft etablieren will. Das genau ist schließlich das Ziel: das Thema nachhaltig und damit weit über die Weltspiele hinaus zu gestalten. Das Gastgeber-Programm ist dafür ein perfekter Aufhänger, der viele Menschen mitnehmen wird und ganz neue Chancen eröffnet. „Es ist ein bisschen wie ein schwerer Zug“, sagt Carl-Michael Baum, „wenn er erst mal in Bewegung ist, ist er nicht mehr aufzuhalten. Da sind wir jetzt schon. Es wollen viele mitmachen, es entwickelt sich toll.“
Sven Albrecht wird das gerne hören. Der Bundesgeschäftsführer von Special Olympics Deutschland und Vorsitzende der Geschäftsführung der Special Olympics World Games Berlin 2023 hat das Ziel des Gastgeber-Programms im vergangenen Sommer so benannt: „Ein Bewusstsein für Inklusion in der Gesellschaft schaffen“. Wiesbaden ist, wie sicherlich alle 216 beteiligten Kommunen, auf einem guten Weg.
Text: Ulrike Spitz
Ansprechpartner für Medien: pressereferat@wiesbaden.de
Ansprechpartner für interessierter Bürger*innen, Vereine und weitere Organisationen sowie Institutionen: buergerreferat@wiesbaden.de
Kontakt
Special Olympics World Games Berlin 2023 Organizing Committee gGmbHWarschauer Straße 70 A
DE-10243 Berlin
+49 (0)30 62933600
info@berlin2023.org
Social Media & Links
FacebookHomepage
Themen
» Allgemein» Inklusion
Aktionen
Download als TXTMehr von Special Olympics World Games Berlin 2023 Organizing Committee gGmbH
Es darf nicht bei Sonntagsreden bleiben
Er erwarte eine elektrisierende Atmosphäre bei den Weltspielen 2023, hatte im vergangenen Juni Ian Harper aus den USA, Botschafter von Special Olympics, bei den Nationalen Spielen in Berlin völlig begeistert gesagt. Harper behielt recht. Die Atmosphäre bei den Special Olympics World Games Berlin 2023 war elektrisierend. Die vergangenen neun Tage boten alles an Emotionen, was man sich nur vorstellen kann: Es wurde gejubelt und gefeiert, auch mal geweint, wenn ein Spiel verloren gegangen war, ...