Berlin, 23.06.2023
Mehr als 200 Athlet*innen, 20 Tischtennis-Platten, tausende schnelle Ballwechsel, jeden Tag vollbesetzte Ränge, glücklich jubelnde Zuschauer*innen – und mittendrin in Messehalle 2.2 Klaus Hawacker aus Berlin. Der 70-Jährige ist einer von 45 Schiedsrichter*innen, die bei bester Stimmung und mit wachem Auge die Tischtennis-Wettbewerbe begleiten. Schiedsrichter*innen mit nationaler und internationaler Lizenz.
„Bis zum Mittag war ich heute bereits viermal als Schiedsrichter tätig“, sagt Hawacker, in einer Spielpause. „Auch im letzten Jahr war ich bei den Nationalen Spielen dabei.“ Mit Special Olympics ist er quasi groß geworden. Als Anfang der 1990er Jahre Helfer*innen für Tischtennis-Wettbewerbe von Special Olympics gesucht wurden, hat er sich sofort gemeldet. Hawacker: „Seitdem bin ich regelmäßig bei Landes- oder deutschlandweiten Turnieren dabei. Weltspiele mache ich aber in Berlin zum ersten Mal mit.“ All diesen Tätigkeiten geht er ehrenamtlich nach: „Wenn Sie einmal so eine emotionale Siegerehrung mit diesen starken Emotionen der Athlet*innen erlebt haben, engagiert man sich automatisch für Special Olympics.“
Vorbereitend auf die Weltspiele wurde er als Schiedsrichter durch Special Olympics auch auf den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigungen geschult. Die Fortbildung besteht aus einer generellen Einführung in die Thematik Special Olympics und der sportartspezifischen Besonderheit. Special Olympics Wettbewerbe werden grundsätzlich nach den offiziellen Regeln der Welt-Fachverbände durchgeführt – es kommen allerdings in vielen Sportarten einzelne Anpassungen dazu. Und es wird mit Augenmaß zur Sache gegangen. „Die Regeln werden schon sehr genau beachtet. Dennoch gibt es zu den anderen Wettbewerben einige Unterschiede. Wenn am Tisch die Punkte gezählt werden, ist man einfühlsamer“, sagt Hawacker.
Jedes Spiel ist ganz besonders, viele Emotionen sind mit dabei. „Oft wird über den Aufschlag diskutiert, dann muss man mit Einfühlungsvermögen reagieren und die Athlet*innen feinfühlig anweisen. Denn mit viel Empathie klappt alles gut.“ Meistens sind es laut Hawacker eher die Trainer*innen, die übermotiviert und im Zaum zu halten sind.
Wie bei allen Sportarten ist auch beim Tischtennis jedes Level dabei. Es gibt Athlet*innen, die gehen sportlich sehr gut vorbereitet in die Wettkämpfe und es gibt welche, bei denen allein die Teilnahme eine große Leistung ist und zählt. Und das macht eben diese Special Olympics World Games so besonders.
Seine wichtigsten Utensilien sind drei farbige Karten: „Die weiße zeige ich bei einer Auszeit. Darum kann zum Beispiel der Coach bitten, wenn er sich mit seinem Athleten kurz auszutauschen möchte. Oder auch ich, um mich in einer kniffligen Situation mit dem Oberschiedsrichter abzustimmen“, sagt Hawacker. Die Gelbe Karte gilt als erste Verwarnung, die gezeigt wird, wenn Athlet*innen schimpfen oder den Schläger umherschmeißen. Und wenn die Rote gezeigt werden muss, ist es wie im Fußball, dann ist das Spiel für die Betroffenen beendet. „Zum Glück kam bis auf die Weiße Karte noch keine andere zum Einsatz! Es ist schon sehr friedlich hier.“
Schiedsrichter Klaus Hawacker macht sich natürlich auch so seine Gedanken in Sachen Inklusion im deutschen Sport. Er findet, dass es schon gut voran geht. „Wenn es Betreuungseinrichtungen oder Werkstätten gibt, in denen Sport angeboten wird, dann ist schon mal eine gute Basis da“, sagt er. „Wenn nicht, ist es schwierig. Noch wichtiger wäre, dass sich mehr Vereine dem Behindertensport widmen und für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung ihre Türen öffnen. Dann wären diese nicht so isoliert, sondern integriert und könnten mit anderen Sport treiben.“
Text: Gritt Ockert
Foto:
1_Szene vom Tischtennis-Wettbewerb
Credits: Special Olympics World Games Berlin 2023 / Marvin Ibo Güngör
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