Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, zollt Vettel im „AvD Motor & Sport Magazin“ Respekt: „Verabschiedung zeigt, welche Eindrücke er hinterlassen hat“ - Schumacher Zukunft: Stuck kann Haas-Entscheidung „in keiner Weise nachvollziehen“ - Experte Danner über Schumacher-Zukunft „Werden Mick wiedersehen“
Ismaning, 20.11.2022
Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck hat am Sonntagabend im „AvD Motor & Sport Magazin auf SPORT1 auf die beendete Formel-1-Saison geblickt. Darüber hinaus hat Experte Christian Danner die Personalie Mick Schumacher näher beleuchtet. Die wichtigsten Aussagen anbei.
Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck, ehemaliger Formel-1-Pilot:
… zur Saisonbilanz in der Formel 1: „Es muss weiterhin gearbeitet werden, vor allem beim Thema Cost-Cap haben wir gesehen, dass es wieder Schwierigkeiten gibt. Es gibt in der Formel1 sicherlich wieder Handlungsbedarf und das relativ zügig. Es waren gute Rennen dabei, man hat gesehen, es wird gut gefahren, die halten alle drauf. Was ich nicht gut finde ist, dass die Fahrer sich gegenseitig verpetzen, wenn mal einer über die Linie fährt. Das kann jedem mal passieren.“
… zur Saison aus Sicht Ferraris: „Es sind vom Team Sachen passiert, die einfach nicht passieren können. Wie kann es sein, dass beim Radwechsel das Vierte Rad fehlt? Auch die Strategiefehler, die gemacht wurden – sie haben sicherlich einiges weggeschmissen. Am Anfang haben sie richtig gut gewonnen und hatten schon Vorsprung auf Red Bull. Sie haben es auf gut Deutsch verkackt - das ist nicht Ferrari.“
… zur sieglosen Saison von Lewis Hamilton: „Sowas muss ein jeder Star wie Hamilton lernen. Damit musst du erstmal umgehen können, da je mehr du drüber nachdenkst, desto weniger läufts. Der Lewis hat es meiner Meinung nach aber jetzt gepackt. Er ist fast auf dem gleichen Niveau und ich bin sicher, dass wir von ihm noch einiges erleben werden, denn so schnell gibt ein Lewis Hamilton nicht auf.“
… zu Sebastian Vettels Karriere: „Er war sofort sehr präsent, weil er ein super Kerl ist und hat auch sehr schnell Erfolg hatte. Was er in den Jahren geleistet hat, war einmalig. Der beste Beweis, was er darstellt, war die Verabschiedung von seinen Fahrerkollegen heute. Ich kann mich nicht entsinnen, dass jemals ein Fahrer so eine Verabschiedung bekommen hat. Das zeigt welchen Respekt und welche Eindrücke er in der Formel 1 hinterlassen hat.“
… zu den Gründen für Vettels Karriereende: „Wenn man sowas beendet, kann man andere Ansichten haben, aber man muss auch ein bisschen aufpassen. Wenn ich auf der einen Seite Rennfahrer bin, mein ganzes Leben damit verbracht habe Erfolg zu haben, kann ich nicht von jetzt auf gleich plötzlich zum Umwelt-Menschen umschwenken. Das muss man mit Sinn machen. Er hat die Formel 1 mitgeprägt, jetzt macht er eine andere Richtung. Persönlich glaube ich, dass er wiederkommt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er das Lenkrad, den Kampf und die Atmosphäre nicht vermissen wird. Die Frage ist, wie lange?“
… zur Haas-Entscheidung bezüglich Mick Schumacher: „Ist für mich in keiner Weise nachvollziehbar, weil der Mick auch geliefert hat. Dass ein junger Fahrer auch mal ein Auto wegschmeißt, ist doch völlig normal. Er muss ja mal lernen, wo die Grenzen sind. Die Reaktion von Günter Steiner fand ich sehr problematisch. So kann man mit jungen Fahrern nicht umgehen. Da muss man mehr Gefühl und Vernunft walten lassen. Es fängt etwas Neues an – das kann eigentlich nur besser werden. Ich bin mir sicher, dass der Mick seinen Weg macht, denn er kann es - ohne jede Frage.“
… zur Perspektive für junge Talente: „Talent allein reicht heute nicht mehr aus. Du brauchst die Beziehungen und das Glück in ein gutes Team zu kommen. Dann musst du schauen, was du für einen Teampartner hast und wie es gerade läuft. Ich halte es für deutlich schwieriger heute durchzustarten als zu Vettels Zeit. Momentan haben wir keine guten Voraussetzungen – Deutschland ist für mich nach wie vor die Automobilnation schlechthin – warum haben wir keinen Grand Prix in Deutschland? Das verstehe ich nicht.“
… zum Rallye-Sport: „Für mich ist er noch absolut zeitgemäß. Das findet zwar alles auf öffentlichen Straßen gemacht, die aber auch entsprechend für die Rallye geeignet sind. Eine Sparte, die sicherlich ihren Sinn und auch ihre Berechtigung hat. Die Entwicklung ist fantastisch und man muss wirklich sagen, dass das die besten Piloten der Welt sind – was die leisten, ist unbeschreiblich.“
… zu neuen Ansätzen im Motorsport: „Wir müssen diversifizieren. Selbstverständlich macht ein E-Auto Sinn, wo man es einsetzten kann, aber um auch die ganzen alten Autos noch zu betreiben, brauchst du eben Wasserstoff, E-Fuels, synthetischen Wasserstoff. Das ist der richtige Weg, da müssen wir hin.“
SPORT1 Experte Christian Danner über:
… die nun abgelaufene Formel-1-Saison: „Ich habe es als sehr schöne Saison empfunden. Wir hatten ein wiedererstarktes Ferrari, das immer wieder hinten runtergefallen ist, und einen sehr verdienten, überlegenen Weltmeister.“
… die Saison von Mercedes: „Eins ist klar – ich habe gedacht das geht schneller. Man kann sowas schneller und besser reparieren. Allerdings war alles neu, das heißt, man konnte sich nicht auf irgendwelche Simulationen und klassische Tools verlassen, sondern alles von vorne beginnen. Auch die Dinge, die schiefgelaufen sind, mussten erst geklärt werden. Zum Ende der Saison ist man wieder bei der Musik und ich bin mir sicher, dass sie nächstes Jahr voll dabei sein werden.“
…die Haas-Entscheidung bezüglich Mick Schumacher: „Die Entscheidung ist sehr klar nachvollziehbar. Das liegt völlig auf der Hand und wenn man das heutige Ergebnis sieht – wieder ein Fehler, wieder unnötig – dann muss man sagen, dass kann sich ein so kleines Team wie Haas nicht leisten. Ich glaube, dass es an der Zeit ist, das Team zu wechseln, denn man geht sich da gegenseitig etwas auf den Keks.“
… Mick Schumachers Zukunft: „Es ist besser für Mick nicht bei Haas weiterzufahren, unter Umständen einen Test-Drive bei Mercedes zu nehmen und dort in einem Top-Auto dazuzulernen. Wir werden ihn wiedersehen, weil er ist ein sehr guter Formel-1-Fahrer.“
… zur Perspektive Deutschlands als Motorsport-Land: „Ich habe schon Hoffnung, dass wir in Deutschland den Anschluss an die internationale Motorsportwelt nicht verlieren. Aber es ist natürlich ohne Grand Prix erstmal schwierig. Es ist ohne aktuelle Youngster, Mick mal aussenvor gelassen, schon ein Problem in Deutschland. Doch das größte Problem ist, dass unser Sport im Bezahlfernsehen verschwunden ist, weshalb wir nur noch einen klitzekleinen Bruchteil der Bevölkerung erreichen. Motorsport braucht eine Bühne, wo man sie sehen kann. Wenn das passiert, dann schauen die Kinder zu und sagen, dass sie das auch mal können wollen.“
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