-, 30.03.2021
Hennef, 30. März - In diesem Jahr wurde die Verleihung der Sepp-Herberger-Urkunden aufgrund der Pandemie am vergangenen Montagabend als TV-Show auf DFB-TV übertragen. 16 Preisträger erhielten in den Kategorien Behindertenfußball, Resozialisierung, Schule und Verein, Fußball Digital, Corona-Engagement sowie Sozialwerk Geldpreise in einer Gesamthöhe von 55.000 Euro. Platz eins in der gemeinsam mit dem Softwarekonzern SAP ausgelobten Kategorie Fußball Digital ging an den Moabiter FSV aus dem Berliner Fußball-Verband. Der freie Redakteur Wolfram Kämpf stellt den Klub vor.In jeder Herausforderung eine Chance zur Weiterentwicklung zu sehen - das ist das Motto, das den Moabiter FSV durch seine inzwischen elfjährige Geschichte trägt. Im vergangenen Jahr war die Herausforderung besonders groß – und der rund 100 Frauen und Mädchen zählende Klub nutzte dies tatsächlich zu einem besonders großen Schritt der Weiterentwicklung. „Es ist uns nicht nur gelungen, unsere Spielerinnen zu halten, wir haben es sogar geschafft, dass unser Verein im Corona-Jahr um ein Drittel gewachsen ist und wir obendrein eine weitere Jugendmannschaft gründen konnten“, sagt Charlene Giesert, die stellvertretende Vorsitzende und Spielerin des Frauen-Sport-Vereins.
Sechs Säulen als Konzept
Der Schlüssel zum Erfolg, um den viele andere den Verein aus dem Zentrum der Hauptstadt beneiden dürften, heißt Digitalisierung. In Moabit machte man 2020 zum „MoabITer Jahr“ der Digitalisierung. Das Kürzel „IT“, das für Informationstechnik steht, ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Denn in erster Linie galt es, einander zu informieren, auf dem Laufenden zu halten, um den Kontakt zueinander nicht zu verlieren. Realisiert wurde das mit einem auf einigen Säulen basierenden Konzept, dessen Unterpunkte die sechs Buchstaben des Stadtteilnamens Moabit aufgreifen.
„M“ steht dabei für „Moderne interne Kommunikation – auf persönlicher Ebene“. Dafür nutzte man eine spezifische Online-Plattform. Ein digitaler Austausch bei Videokonferenzen war nun vor allem in Lockdown-Zeiten möglich. Virtuell kam man zusammen, um Impulsvorträge von Spielerinnen zu hören, oder sich Rat von externen Referentinnen und Referenten zu persönlichen und beruflichen Fragen einzuholen. „Unser Grundgedanke war es, die Zeit zu nutzen, in der wir uns nicht sehen können“, erklärt Giesert, die selbst von ihrer Zeit als Fitnesstrainerin auf Kreuzfahrtschiffen berichtete, während eine Referentin vom Berliner Fußball-Verband Tipps zur Verletzungsprävention gab. Nicht immer war alles bierernst. So sorgten Ratespiele mit digitalen Steckbriefen und Kinderfotos der Spielerinnen für Abwechslung. „Wir hatten Spaß und haben nebenbei einiges übereinander erfahren“, erinnert sich die 28-Jährige.
Taktiktraining vor dem Monitor
Der Unterpunkt „O“ steht für „Originelle interne Kommunikation auf sportlicher, strategischer Ebene“. Vor Smartphones und Tablets baten die Trainer zu Taktik-Einheiten, dabei griffen sie auf eigenes Video-Material von vergangenen Partien zurück. Die individuelle Entwicklung einzelner Spielerinnen stand wiederum im Mittelpunkt von Einzelgesprächen. Es galt, individuelle Stärken und Potenziale herauszustellen. Dabei griffen die Trainer auf eine von ihnen lange Jahre gepflegte Datenbank zurück. Und geschwitzt wurde auch. Unter dem nicht ganz ernst gemeinten Titel „Leiden mit Lena“ bot eine Spielerin regelmäßig gemeinsame digitale Fitnesseinheiten an.
Das „A“ spiegelt den Punkt „Aufsehenerregende externe digitale Kommunikation“ wider. Die Macherinnen polierten die digitale Präsentation des Vereins auf. Homepage, Facebook- und Instagram-Account erhielten ein Refresh, was prompt mit einer deutlichen Steigerung der Nutzer-Zahlen belohnt wurde. „Unsere professionelle und sympathische Außendarstellung hat uns neue Aufmerksamkeit beschert und zu dem Mitgliederzuwachs beigetragen“, betont Charlene Giesert.
Qualifizierung der Ehrenamtlerinnen
Das „B“ und damit die „Beständige digitale Weiterbildung unserer Ehrenamtlichen“ setzt die Auflistung der Säulen fort. So kamen auch die Mitglieder in den Genuss des digitalen Homeschoolings, die die Schulzeit längst hinter sich gelassen haben. Vier Vorstandsmitglieder absolvierten die Basis-Module der vom Verband angebotenen „Vereinsmanager C-Lizenz“. Eine Jugendspielerin machte ihren Abschluss als „DFB-Junior-Coach“ und zwei Nachwuchstrainerinnen holten sich mit der „Trainer-C-Lizenz“ das Rüstzeug, um direkt eine neue, dritte Juniorinnen-Mannschaft zu eröffnen.
Hinter dem „I“ wie „Innovative digitale Finanzierung von Vereins-Projekten“ verbirgt sich ein durchaus aufwändig angelegtes Crowdfunding-Projekt. Mehr als 2.000 Euro kamen zusammen, um die Moabiter Trainingskollektion anzuschaffen und damit ein Herzensprojekt zu realisieren. „Damit können wir auch nach außen als Gemeinschaft auftreten“, macht Giesert deutlich.
Das „T“, die letzte Säule, beschreibt nicht den Schlusspunkt, sondern vielmehr eine Perspektive. Der Buchstabe steht für „Tolle Aussichten in 2021“. Auch im Jahr 2021 will man die Digitalisierung vorantreiben. „In unserer Geschäftsstelle steht eine große Umrüstung im Hard- und Softwarebereich an, um die Mitgliederverwaltung effizienter zu gestalten. Zudem überlegen wir, eine eigene Vereins-App zur internen Vernetzung, Kommunikation, Verwaltung und zum Austausch mit Vereins-Mitgliedern und Sponsoren einzurichten“, so Giesert. Dafür könne man die mit der Sepp-Herberger-Urkunde verbundene Prämie in Höhe von 5.000 Euro gut gebrauchen.
Den ersten Platz in der gemeinsam mit dem Softwarekonzern SAP ausgelobten Kategorie Fußball Digital belegt der Moabiter FSV. Es folgen auf den Plätzen zwei und drei der SC Borchen aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen und der FC Lauingen aus dem Bayerischen Fußball-Verband.
Hinweis für die Redaktionen
Ein Video zum Engagement des Moabiter FSV steht zur Verfügung unter xxxxxxx/LINK
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