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Inklusion

Schwimmen bei den National Special Olympics Berlin 2022: Ein Schwimmbad wird zum Hexenkessel

Schwimmerin Christina Altdorf

Stimmungsbericht vom ersten Tag im SSE

Schwimmerin Christina Altdorf
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Schwimmerin Christina Altdorf

Berlin, 20.06.2022

Sonntagmorgen 8 Uhr in Berlin: 32 Grad. Volunteers, Athlet*innen und Teilnehmer*innen bevölkern bereits die S-Bahn und Tram auf dem Weg zur Schwimmhalle SSE, Wettbewerbsstätte der Special Olympics Nationale Spiele Berlin 2022. Freudige Aufregung.


Der Zugang zur Schwimmhalle ist nicht gleich zu finden. Mit freundlicher Hilfe kommen alle gut an. Aufatmen in der Halle. Gefühlte 25 Grad. Lieber in der Halle als draußen, zu sein - trotz 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.


Der erste offizielle Wettkampftag, ein erstes Highlight der Nationalen Spiele: die Klassifizierung aller Athlet*innen. Ein Leistungsabgleich, um die passenden Leistungsklassen für die finalen Wettbewerbe fair zusammenzustellen. Die Halle bebt. Es geht zu, als stünden bereits Gold, Silber oder Bronze auf dem Spiel. So soll es sein.


"Special Olympics ist für mich Lebensfreude, Begeisterung und Motivation für den Alltag. Es ist immer auch mit Emotionen verbunden. Die Emotionalität der Athlet*innen - egal, ob traurig oder fröhlich - ist immer ehrlich und ansteckend", sagt Ruth Niehaus. Die erfahrene Athletin, passionierte Schwimmerin und mehrfache Teilnehmerin bei diversen Spielen von Special Olympics koordiniert die Schwimmwettbewerbe bei den Nationalen Spielen Berlin 2022.


Für die Zukunft von Special Olympics Deutschland wünscht sie sich mehr Anerkennung für die Athlet*innen und ihre Betreuer*innen. "Sicherlich wäre auch eine Kooperation mit dem Deutschen Schwimmverband eine große Bereicherung für Special Olympics, die weiterhelfen würde." Schwimmen ist bei den Nationalen Spiele Berlin 2022 eine Unified Sportart. Menschen mit und ohne geistige Behinderung trainieren gemeinsam und treten gemeinsam in Wettbewerben an.


Dadurch erleben sie sich als gleichberechtigte Sportler*innen. Der Schwimmsport als eine der ältesten Disziplinen des Behindertensports hat seine Ursprünge in der Physiotherapie und der Rehabilitation. Seit 1960 gehört das Schwimmen schon zum paralympischen Programm für Menschen mit Körperbehinderungen. Bei den Special Olympics der Menschen mit geistigen und mehrfachen Behinderungen darf es natürlich auch nicht fehlen. Immerhin fördert es die Inklusion. Bei den Nationalen Spielen sind beim Schwimmen- neben der Leichtathletik- die meisten Teilnehmer*innen gemeldet: 512 und 49 Unified Partner*innen, macht 561 Personen.


Die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers ermöglichen es den Athlet*innen, unabhängig vom Grad der Behinderung die Wettkämpfe ohne Prothesen oder andere technische Hilfsmittel zu bestreiten. Die Schwimmregeln bei den Special Olympics richten sich nach denen der "Fédération Internationale de Nation" (FINA), sind jedoch leicht angepasst. Schwimmer*innen dürfen etwa aus medizinischen und religiösen Gründen Schwimmbekleidung tragen, die von der FINA sonst nicht genehmigt ist.


Jubel brandet auf. Teilnehmer*innen werden vorgestellt. Die Schwimmerfamilie ist groß. Jeder gehört dazu, egal ob mit Behinderung oder ohne. Inklusion wird hier gelebt und gefeiert. Die Freude und der Jubel tragen alle Schwimmer*innen durchs Becken. Fairer Sportgeist ist allgegenwärtig, Applaus hält an, bis alle Bahnen zurückgelegt sind.


Reges Treiben auf den Tribünen. Athlet*innen und Trainer*innen sitzen gemeinsam auf einer Seite des Beckens, Familien und Zuschauer*innen auf der gegenüberliegenden Tribüne. Die Stimmung ist ausgelassen und herzlich.


Auch Frank und Andrea Leonhardt aus Berlin Köpenick empfinden es so. Ihr Sohn Jonas, 21 Jahre, tritt in drei Disziplinen an: bei den 50 Metern Freistil und Rücken, und der 4 x 50 Meter Staffel. In allen Disziplinen schwamm er 2021 zu 2x Gold und 1x Silber bei den Landesmeisterschaften Berlin- Brandenburg. Groß sind die Hoffnungen für die finalen Wettbewerbe. Jonas sieht das alles gelassen und isst erstmal gemütlich auf der Tribüne, bevor er ins Wasser springt.


Stephanie Back drückt die Daumen für ihre Schwester Franziska Hesse. Die 36-Jährige mit Down-Syndrom tritt bei den Rücken- und Freistilwettbewerben an. "Ich freue mich sehr für meine Schwester", sagt Stephanie Back.


Als es endlich losgeht, hält es die Familien nicht mehr auf den Plätzen. Jubel, Gebrüll, Geschrei: Anfeuerung darf laut sein. Die Schwimmhalle wird zum Hexenkessel.


Informationen zu den Schwimmwettbewerben: https://www.belin2022.org/de/sport/schwimmen Dies finalen Wettbewerbe sind für Mittwoch, 9 Uhr, angesetzt.


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