33-jähriger Warsteiner will „richtig Gas geben“ und hat seine dritten Olympischen Spiele im Blick
HalleWestfalen, 05.04.2024
Jan-Lennard Struff ist schon einige Male als Tennisprofi rund um die Welt gereist, hunderttausende Flugmeilen hat er auf seinem Konto. Er kennt Turniere auf allen Kontinenten, in allen Zeitzonen. Doch mit keinem anderen Wettbewerb auf der Tennistour verbindet ihn so starke Emotionen wie mit den TERRA WORTMANN OPEN, dem Topturnier fast vor der eigenen Haustür: „Halle – das bedeutet für mich Heimat. Das heißt, dass nirgends so viele Freunde und Familienmitglieder vor Ort sind“, sagt der 33-jährige Profi, der im Moment wieder weit vorne in der ATP-Weltrangliste steht, auf Platz 26. „Außerdem habe ich hier ja viele Jahre supererfolgreich in der Bundesliga gespielt.“
Wenn vom 15. bis 23. Juni bei der 31. Turnierauflage die Pokale ausgespielt werden, will Struff ein starkes Wörtchen mitreden – „endlich einmal“, wie er sagt: „Ich habe bei den Terra Wortmann Open noch nicht immer mein volles Potenzial ausgeschöpft. Ich bin sicher, dass ich mich noch deutlich steigern kann.“ Kurios genug: Ausgerechnet seinen bisher größten Coup bei Deutschlands Rasen-Klassiker der 500er-Serie feierte Struff 2021 in der menschenleeren OWL ARENA gegen den Weltranglisten-Zweiten Daniil Medvedev, das Turnier fand damals unter strengen Corona-Auflagen statt. „Das war schon ein sehr spezieller Moment“, so Davis Cup-Spieler Struff.
Struff hat eine Achterbahnfahrt der Gefühle in den letzten gut zwölf Arbeitsmonaten hinter sich. Im vergangenen Frühjahr war der gebürtige Warsteiner, der Ende April 34 Jahre alt wird, auf einmal „Mann der Stunde“ im deutschen Herrentennis, nicht zuletzt nach seinem spektakulären Finaleinzug beim Madrid Masters gegen Carlos Alcaraz. Dann, kurz nach den TERRA WORTMANN OPEN (er unterlag in Runde zwei dem späteren Champion Alexander Bublik), ereilte ihn das Verletzungspech. Im wichtigsten Saisonabschnitt mit den Grand Slams in Wimbledon und den US Open konnte Struff nur zusehen. „Es war eine harte Phase. Aber ich bin einer, der nie aufgibt. Der immer wieder weitermacht.“
Struff will in den nächsten Turnierwochen „richtig Gas geben“, er weiß, dass er das auch tun muss. Denn abseits aller Herausforderungen im regulären Tourbetrieb gilt es für den Riesen auch, sich einen der begehrten Olympia-Startplätze zu sichern. „Die Konkurrenz ist groß, das wird ein heißes Rennen“, sagt Struff, der nach Rio und Tokio zum dritten Mal im Zeichen der Ringe aufschlagen könnte. Womöglich dann nicht nur im Einzel, sondern auch im Doppel an der Seite von Alexander Zverev.
Das Jahr 2024 hatte für Struff mit einigen unglücklichen Momenten begonnen, sowohl bei den Australian Open (gegen den Serben Miomir Kecmanovic) wie auch beim Turnier in Dubai verlor der 33-Jährige nach eigenen Matchbällen – beim Wüsten-Wettbewerb gegen Polens Star Hubert Hurkacz besonders unglücklich nach einem Netzroller-Drama bei 6:4-Führung im Tiebreak des Entscheidungssatzes. Auch gegen den derzeit herausragenden Spieler im Welttennis, gegen den Südtiroler Jannik Sinner, war Struff schon gefordert, verlor in Indian Wells nach guter Vorstellung mit 3:6 und 4:6.
„Auf Jannik können sich die Fans in Halle wirklich freuen“, sagt Struff mit Blick auf die TERRA WORTMANN OPEN. „Es ist bärenstark, was er gerade zeigt. Er ist im Moment der herausragende Spieler auf der Tour.“ Sinner, nach seinem Masters-Sieg in Miami auf einem Allzeit-Hoch als Nummer zwei der Weltrangliste, gehört zu einem Quartett an Top Ten-Spielern, das bereits fest für die TERRA WORTMANN OPEN zugesagt hat.
Neben dem Australian Open-Champion aus dem Pustertal schlagen auch Deutschlands Frontmann Alexander Zverev (ATP 5), Melbourne-Finalist Daniil Medvedev (ATP 4) und Andrey Rublev (ATP 6) auf. Zudem steht auch die Teilnahme von Griechenlands Topcrack Stefanos Tsitsipas (ATP 12) und Kanadas Spitzenspieler Felix Auger-Aliassime (ATP 36) fest. „Es ist wie immer ein brutal gut besetztes Feld“, sagt Heim-Spieler Struff. „Du musst vom ersten Moment an hellwach sein und 100 Prozent abliefern.“
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