Nummer eins der Welt besiegt Zhizhen Zhang – Hurkacz beendet Titelträume von Alexander Zverev
HalleWestfalen, 22.06.2024
In ihrer Freizeit waren sie schon zusammen beim Bergwandern unterwegs. In Halle spielten sie zu Wochenbeginn auch gemeinsam im Doppel. Doch am Finalsonntag der 31. TERRA WORTMANN werden die engen Freunde Jannik Sinner (ATP 1) und Hubert Hurkacz (ATP 9) auf der jeweils anderen Seite des Netzes stehen – hochkarätige Hauptdarsteller im Kampf um die Siegertrophäe beim deutschen ATP 500-Rasenklassiker. „Für zwei Stunden am Sonntag spielen wir um den Titel. Und nach dem letzten Ballwechsel sind wir wieder Freunde“, sagte ATP-Spitzenreiter Jannik Sinner (Italien), der gleich in der ersten Woche auf dem Ranglisten-Gipfel die Chance auf einen Turniererfolg hat, als achter Spieler in der Geschichte des modernen Tennis.
Sinner vereitelte an einem topbesetzten Halbfinaltag in der mit 11.500 Zuschauern ausverkauften OWL ARENA den Versuch des Chinesen Zhang Zhizhen (ATP 42), als erster Spieler aus dem Reich der Mitte einen Nummer eins-Spieler zu besiegen. Der 22-jährige Südtiroler behielt stattdessen erstmals bei dieser 31. Turnierauflage in zwei Sätzen die Oberhand und sicherte sich das Endspielticket mit einem 6:4, 7:6 (7:3)-Sieg. Hurkacz war zuvor zum zweiten Mal nach 2022 und seinem damaligen Pokalcoup gegen Daniil Medvedev ins Finale vorgerückt, der Pole hatte die deutschen Titelhoffnungen von Olympiasieger Alexander Zverev mit einem gewohnt schnörkellosen 7:6 (7:2), 6:4-Sieg zerstört. „Er hat in den wichtigen Momenten etwas besser gespielt. Generell war es okay von mir. Ich sehe meine Chancen in Wimbledon jetzt viel, viel höher als in den letzten Jahren“, sagte Zverev.
ATP-Frontmann Sinner sprach von „einem sehr schweren Match“ gegen Zhang Zhizhen: „Aber gegen Hubi wird es noch viel schwerer. Rasen ist nun mal sein Lieblingsbelag“, sagte der 22-jährige Südtiroler, der selbst sein erstes Finale auf den Tennis-Grüns erreichte. Sein bisher bestes Ergebnis auf Rasen war das Erreichen des Halbfinales 2023 beim Saisonhöhepunkt in Wimbledon gewesen. Gegen seinen aus Shanghai stammenden Kontrahenten zeigte Sinner einen soliden und souveränen Auftritt, bei dem er vor allem bei den sogenannten Big Points hellwach wirkte – so auch beim plötzlichen Satzball des Chinesen zum 1:1-Ausgleich und danach im Tiebreak des zweiten Aktes.
Wohin sich die Partie zwischen Zverev und Hurkacz entwickeln würde, war bereits beim Blick auf die Statistiken der bisherigen Turnierwoche ziemlich klar: Zverev hatte kein einziges Aufschlagspiel abgegeben, Hurkacz nur ein einziges. Das Halbfinale war dann, wie erwartet, ein Festival der durchschlagskräftigen Servicespezialisten – mit einem kleinen, feinen Unterschied. Zverev büßte seine makellose Bilanz ein, verlor einmal seinen Aufschlag. Hurkacz behielt im Nervenspiel dieser Vorschlussrundenpartie aber kühlen Kopf und verlor kein weiteres Mal sein Service. „Ich wusste, dass ich mich auf meinen Aufschlag auch in kritischen Momenten verlassen kann, auch wenn es mal 0:30 stand“, sagte der 27-Jährige, der auch die kritischste Phase überwand, beim Gleichstand von 3:3 im ersten Satz und insgesamt vier Breakbällen Zverevs im ominösen siebten Spiel.
Danach kam Zverev nicht mehr in Reichweite eines Matchdrehs, zunächst verlor er nach zwei leichteren Fehlern den Anschluss im Tiebreak des Auftaktsatzes – und musste frustriert zusehen, wie Hurkacz mit zwei Assen 1:0 nach Sätzen in Führung ging. Das Break des gebürtigen Breslauers zum 2:1 im zweiten Durchgang bedeutete dann schon den Anfang vom Ende aller Hoffnungen des deutschen Spitzenspielers. „Ich musste extrem fokussiert sein, um Sascha vor seinen eigenen Fans schlagen zu können“, sagte Hurkacz.
Seine Entschlossenheit hielt er bis zur Zielgeraden hoch, auch weil ihm im Hinterkopf noch die Partie beim United Cup zu Jahresbeginn herumspukte. Da hatte Hurkacz einen Matchball vergeben, das Match gegen Zverev verloren und damit unfreiwillig die polnische Niederlage im Länderkampf eingeleitet. „Ich habe mir gesagt: Heute nicht“, so Hurkacz. Nach 94 Minuten war für ihn auch ein Karriere-Novum festgeschrieben: Denn zum ersten Mal erreichte er bei einem Turnier zum mindestens zweiten Mal das Finale.
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